Die 5 Skandhas

Die Persönlichkeit es Menschen läßt sich vollständig durch die fünf Skandhas beschreiben. Der Mensch besitzt nichts. Auch kein „Selbst“, keine Seele, kein „Atta“. Die Persönlichkeit des Menschen wird durch die Umgebung, dem Äußeren, geformt, gekoppelt mit eigenen „Konzepten”, dem Inneren. Buddha spricht daher von einem „Nicht-Selbst“, dem „Anatta“, da der Mensch es nicht dauerhaft besitzt.

Das Verständnis des fünf Skandhas ist wichtig. Es ist ein grundlegender Bestandteil der buddhistischen Psychologie.


Die 5 Skandhas werden auch genannt „Aneignungen“, „Anhaftungen“, „Aggregate“, „Daseinsgruppen“. Die 5 Skandhas sind das, was wir als unser „Dasein“ ausmachen; wir definieren durch sie unsere Welt. Sie sind außerdem der Grund für das bedingte Entstehen. Wir „haften“ an dem, was wir sehen, fühlen, hoffen oder Wünschen und wollen nicht davon ablassen. Dadurch entsteht Begierde. Dadurch entsteht aber auch Leid. Denn was wir uns wünschen und nicht bekommen, erzeugt Leid. Was wir haben, lieben und verlieren, erzeugt Leid.

Aus Buddhas Modell der fünf Skandhas zeigt sich weiterhin, dass wir die Dinge nicht so wahrnehmen wie sie sind, sondern so, wie wir sie interpretieren. Das letztendliche Bild, dass wir uns von unserer Umwelt machen, ist eine Kombination aus dem, was tatsächlich ist, aus dem, was wir darüber empfinden, aus dem, was wir uns davon erhoffen, aus dem, wovor wir uns fürchten, aus dem, was wir uns daraus zusammenreimen.

Zusammengefasst bedeutet das:

  • ohne die 5 Skandhas kein Leid
  • ohne die 5 Skandhas kein bedingtes Entstehen
  • wir sehen die Dinge nicht so wie sie wirklich sind.

Buddha nennt die 5 Skandhas auch Name und Form. Name steht dabei für unseren Geist, für uns selbst, für unsere Persönlichkeit. Form steht für die Körper, für die Gegenstände an sich. Auch hier drückt sich aus, dass unser Weltverständnis eine Kombination ist aus dem, was tatsächlich ist und aus dem, was wir im Geiste – wenn auch unbewusst – daraus machen.

Unser Weltbild wird bestimmt von den 5 Skandhas.

 !  Die 5 Skandhas sind
  • Körper
  • Empfindung
  • Wahrnehmung
  • Geist
  • Bewusstsein

Jede Gruppe stellt eine Verfeinerung der vorhergehenden Gruppe dar.

Bricht der Fluss ab, entstehen keine weiteren Gruppen: bricht das Sehen eines Seh-Objekts bereits bei der Seh-Wahrnehmung ab, entsteht kein Seh-Bewusstsein.

Körper

Das Skandha der Form besteht aus der ursächlichen Form, den vier Elementen und der bewirkten Form, den fünf Sinnesfähigkeiten und den fünf äußeren Objekte der Sinne wie sichtbare Formen, Klänge, Gerüche, Geschmäcker und berührbare Objekte, sowie Formen für das Geistbewußtsein. Die Sinnesfähigkeiten sind die subtilen Sinnesorgane, der Sehnerv, usw. Die Sinnesobjekte gliedern sich grob in acht Arten von Gestalt und zwölf Arten von Farbe für das Auge, acht Arten von Klängen, vier Arten von Gerüchen, sechs Arten von Geschmack und elf Arten von Körpergefühlen. Hinzu kommen fünf Arten von Formen für das Geistbewußtsein, wie zum Beispiel alle Arten von vorgestellten Formen.

Empfindung

Das Skandha des Gefühls ist gleichzeitig einer der Geistesfaktoren. Allgemein unterscheidet man drei Arten von Gefühlen, angenehme, unangenehme und neutrale Gefühle, die sich entweder auf den Körper oder auf den Geist beziehen können. Besonders die geistigen Gefühle kann man dabei jedoch in unendlich viele weitere Facetten unterscheiden, die zum Beispiel in der Meditation erfahren werden, Gefühle von Furchtlosigkeit, Freude, Mitgefühl, usw . Das charakteristische Merkmal der Gefühle ist ganz allgemein Erfahrung oder Erlebnis.

Wahrnehmung

Auch das Skandha der Unterscheidung ist gleichzeitig einer der Geistesfaktoren. Hier gibt es Unterscheidung ohne Namen, wenn man den Namen nicht kennt, wie zum Beispiel bei Babys, oder mit Namen, wie zum Beispiel Beurteilungen als gut oder schlecht oder andere Benennungen. Dieses Skandha wird deswegen besonders hervorgehoben, weil die Unterscheidung für die Entwicklung bestimmter Weltanschauungen oder Sichtweisen sehr wichtig ist. Im Begierde-Bereich findet man geringe Unterscheidung, im Formbereich ausgedehnte Unterscheidung und im Formlosen Bereich grenzenlose Unterscheidung. Menschen können außer dem Tierbereich andere Bereiche nicht direkt wahrnehmen, während umgekehrt die Wesen anderer Bereiche, zum Beispiel der Form-, und Formlosen Bereiche, Menschen wahrnehmen können.

Geistformation

Das Skandha der Geistesfaktoren färbt das Bewußtsein. Es besteht aus sechs verschiedenen Gruppen von geistigen Ereignissen. Im Kleinen Fahrzeug werden insgesamt 47 Faktoren aufgezählt, im Großen Fahrzeug 51 Faktoren, die aber auch noch weiter unterteilt werden können. Dies sind alle positiven, negativen und wandelbaren Zustände im Geist. Hier haben wir fünf allgegenwärtige Faktoren, die jede geistige Erfahrung begleiten, wie Absicht, Kontakt, usw., fünf eindeutige Faktoren, die den Geist auf bestimmte Objekte ausrichten, wie Streben, Wertschätzung, Achtsamkeit, usw., elf positive Faktoren, wie zum Beispiel Vertrauen, Schamgefühl, Respekt, usw., sechs Hauptstörungen wie Unwissenheit, Begierde, Haß, usw., zwanzig Nebenstörungen wie Feindseligkeit, nachtragend sein, Groll, usw., vier wandelbare Faktoren, die entweder positiv oder negativ sein können wie Schlaf, Bedauern, usw.
Weiterhin gehören zu den Geistesfaktoren auch solche, die weder eindeutig geistig noch eindeutig materiell sind, so wie Geburt, Lebenskraft, Begriffe oder Worte, usw.

Bewusstsein

Beim Skandha des Bewußtseins unterscheidet man konzeptuelle Aspekte des Bewußtseins und solche, die frei sind von Konzepten, wobei Bewußtsein das ist, was Objekte wahrnimmt, was klar ist und erkennend. Man unterteilt Bewußtsein im Kleinen Fahrzeug und teilweise im Großen Fahrzeug in sechs Aspekte, die fünf Sinnesbewußtseine und das Geistbewußtsein. In anderen Schulen des Großen Fahrzeugs, der Nur-Geist-Schule und der Shentong-Madhyamaka-Schule, unterteilt man es in acht Aspekte, die fünf Sinnesbewußtseine, das Geistbewußtsein, das Verschleierte Bewußtsein und das Basisbewußtsein.

Wie sich Name und Form bedingen:

Sehsinn + Sehobjekt = Sehbewusstsein

Wenn ich keinen Sehsinn habe, sehe ich nichts. Wenn nichts zum Sehen da ist, sehe ich nichts. Wenn ich nichts sehe, entsteht kein Sehbewusstsein.

Der erste Schritt ist die Empfindung, das erste Erblicken eines Gegenstandes. Der Sehsinn braucht ein Sehobjekt (z. B. eine Kerze), damit ein Sehgefühl entstehen kann. Ohne Sehsinn kein Sehobjekt, ohne Sehobjekt kein Sehgefühl. Dieses erste Erblicken, der erste Sehimpuls, ist zunächst wertfrei und unverfälscht. Es ist rein passiv und instinktiv.

Das Sehgefühl wird weiter verarbeitet von der Sehwahrnehmung. Jetzt wird das Erblickte identifiziert. Das ist ein komplexerer und aktiver Vorgang. Die Identifizierung wird beeinflusst von dem, was wir wissen, von dem, was wir erlebt haben, von dem, was uns gelehrt wurde, und davon, wie wir die gesamte Situation wahrnehmen.

Aufgrund des identifizierten Sehobjekts werden jetzt Gedanken gebildet, Assoziationen, Absichten, Wünsche, Sehnsüchte. Ein Gedanke ist im Buddhismus die Vorstufe zur Tat, denn ohne Absicht, ohne Wunsch, keine Handlung. Deshalb entsteht jetzt Kamma. Das, was wir mit dem erkannten Objekt machen wollen, bewirkt Kamma. Lassen wir schädliche Gedanken entstehen, entsteht unheilsames Kamma. Lassen wir positive Gedanken entstehen, entsteht heilsames Kamma. Können wir die Formation des Geistes unterbinden, und das ist das Ziel eines Buddhisten, entsteht neutrales Kamma. Kamma wiederum bedingt Entstehen. Durch die Geistformation entstehen Dinge. Ohne Geistformation endet die bedingte Entstehung; die Geistformation hat keine Auswirkungen. Es entsteht kein Bewusstsein.

Formt der Geist einen Gedanken, eine Absicht, einen Wunsch, etc., wird dies weiterverarbeitet. Es entsteht ein Bewusstsein. Erkennen wir ein Sehobjekt durch die Sehwahrnehmung und bilden eine Geistformation hierzu, entsteht ein Sehbewusstsein. Ohne Geistformation wäre das Sehbewusstsein nicht entstanden. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist ein Tagtraum: wir sehen zwar unaufhörlich Dinge (Gefühlsgruppe); wenn wir sie aber nicht in der Wahrnehmungsgruppe realisieren bricht der Fluss ab und wir werden uns dem Sehobjekt nicht bewusst. Wenn wir das Objekt realisieren, aber keine konkreten Wünsche, Gedanken oder Absichten dazu entstehen lassen, bricht der Fluss ab und es entsteht kein Bewusstsein.